Welche Wollsorten gibt es?

Handgestrickte Geschenke für Babys und ihre Mamas sind eine tolle Sache: Sie benötigen nicht viel Garn, sind schnell fertig und zeigen den Beschenkten, dass jemand etwas speziell für sie hergestellt hat. Allerdings habe ich schon den Ehrgeiz, dass das, was ich da so fabriziere, für die Beschenkten auch wirklich brauchbar ist.

Bunte Wollknäule, unterschiedliche Wollsorten

Wollsorten tierischer Herkunft

Wolle ist nicht gleich Wolle. Kurioserweise stammen die wertvollsten Wollsorten gerade nicht vom Woll-Lieferant schlechthin, dem Schaf, sondern von der Ziege oder dem Kaninchen.

Schafwolle

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen feiner, mittelfeiner und grober Schafwolle. Die feinste Schafwolle stammt vom Merinoschaf ab, das ursprünglich aus Spanien stammt, aber inzwischen zum Universalschaf avanciert ist: hervorragende Wolle und viel Fleisch an einem Tier. Die feinste Merinowolle kommt heutzutage aus Neuseeland und Australien. Dort sind die Witterungsverhältnisse so günstig, dass die Tiere keine harten Wollhaare ausbilden müssen, um dem Wetter zu trotzen. Festere Wolle, die aber nicht kratzt, bietet auch das Gotlandschaf.

Die mittelfeine Wolle, meist vom Fleischschaf, Coburger Fuchsschaf, Texel- oder Eiderschaf eignet sich auch zum Filzen und für Textilfüllung wie Bettdecken.

Grobe Wolle von Schafen, die von rauer Natur umgeben sind, wie das Bergschaf oder die Heidschnucke, eignet sich zum Tragen auf der Haut überhaupt nicht. Aus dieser groben Wolle werden meist nur Teppiche gewebt.

Die Bezeichnung Reine Schurwolle drückt aus, dass es sich um Wolle von lebenden Schafen handelt, die nicht aus Alttextilien recycelt oder mit anderen Wollarten vermischt wurde. Schafwolle kann bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich feucht oder klamm anzufühlen. Weiterhin lässt sie Wassertropfen an der Oberfläche abperlen, lädt sich nicht elektrostatisch auf und zieht daher kaum Schmutz und Gerüche an.

Bei der Wahl der richtigen Wollart, sollte man beachten, dass manche Menschen gegen das in der Schafwolle enthaltene Lanolin (Wollfett) allergisch sind.

Kurkwolle

Diese Wolle ist eine besondere Variante der Schafwolle. Die samtig-weiche Kurkwolle stammt von der ersten Schur eines Schafes im Alter von circa sechs Monaten. Das Wort Kurkwolle leitet sich vom persischen Wort für Flaum oder weiche Wolle ab. Kurkwolle ist weniger als 50 mm lang, sehr weich, elastisch und glatt. Hauptsächlich wird Kurkwolle für die Herstellung besonders hochwertiger Textilien oder Teppiche verwendet.

Schafsherde - Schafe sind der klassische Wolllieferant
Schafwolle gilt Vielen als die "klassische" Wolle

Merinowolle

Merinowolle ist eine besonders hochwertige Schurwolle, welche sich durch ihre besondere Feinheit und Weichheit auszeichnet. Diese Wollsorte kratzt nicht auf der Haut kratzt und ist sehr fein und weich.

Merinowolle wird von Merinoschafen gewonnen, die ursprünglich wohl aus Nordafrika stammen.

Das Merinoschaf (Kurzform das Merino) ist eine Feinwoll-Schafrasse. Im Hochmittelalter gelangten Merinoschafe nach Spanien, hier erlangten sie wegen ihrer begehrten Wolle große wirtschaftliche Bedeutung. Erst im 19. Jahrhundert gab es auch in anderen Ländern große Merinoherden, heute ist Australien der Hauptlieferant für Merinowolle.

Die Tiere werden bis auf die Haut geschoren und geben zwischen zwei und vier Kilogramm Wolle (gewaschen) pro Jahr. Bis zu zehn Kilogramm Merinowolle können von Spitzentieren gewonnen werden.

Geschorene Merinoschafe
Geschorene Merinoschafe

Alpakawolle

Diese Wolle stammt vom gleichnamigen Tier, dem Alpaka-Lama, welches in den südamerikanischen Anden heimisch ist. Im Hochland der Anden werden Alpaka-Lamas bereits seit über 5000 Jahren gezüchtet. Das Alpaka ist eine kleine Kamelart mit weichem, flauschigen Fell. Die spanischen Eroberer hatten kein Interesse an dem Nutztier der Inkas, da sie ihre eigenen Schafe mitbrachten. Daher war das Alpaka zu Beginn des 20. Jahrhunderts beinahe ausgestorben.

Mittlerweile hat sich der Bestand der Tiere jedoch wieder erholt und die Wolle der Alpakas erfreut sich immer größerer Beliebtheit, da sie sehr weich und wärmend ist. Der Großteil der weltweiten Alpakawolle stammt immer noch aus Südamerika. Marktführer ist Peru, es folgen Bolivien und Chile.

Alpakawolle ist auch für Allergiker gut geeignet, da es kein Lanolin (Wollfett) enthält. Alpakawolle gilt als eine der hochwertigsten und teuersten Wollsorten der Welt. So ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass Gestricktes aus Alpakawolle als Luxuswaren gelten. Ein Schal aus der seltenen Alpakawolle kann daher zwischen 50 und 200 Euro kosten — handgestrickte Einzelstücke können sogar um ein Vielfaches teurer sein.

Alpakas in Peru
Alpakas in Peru

Angorawolle

Die weichste Wolle, die es gibt, stammt vom Angorakaninchen. Das meist weiß gefärbte Tier hat seine samtigen Haarbüschel sogar an den Ohren. Weil die Angorawolle sehr lufthaltig ist, wärmt sie besonders gut. Nicht nur Liebhaber von flauschigen Stoffen schätzen diese Qualität, auch Rheumapatienten lindern ihre Beschwerden damit.

Das Kaninchen, das im 18. Jahrhundert erstmals nach Deutschland eingeführt wurde, kann bis zu viermal im Jahr geschoren werden. Bis zu 1,5 Kilogramm Wolle kann ein Angora-Kaninchen so liefern.

Angorawolle ist eine langhaarige Wollart.

Mohairwolle

Die Mohairwolle stammt nicht, wie man meinen könnte, von der Mohairziege, sondern von der Angoraziege ab. Diese Wollart ist etwas grober als die Angorawolle vom Kaninchen, hat aber auch lange Fasern. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich gut färben lässt und schön glänzt. Die Angoraziege hat ihren Namen von der türkischen Hauptstadt Ankara, da sie in der Gegend um die Stadt ursprünglich beheimatet war.

In Deutschland ist eine Zucht dieser Ziegen nicht gut möglich, da sie sehr empfindlich gegen Nässe sind. Bereits im 19. Jahrhundert wurden sie nach Südafrika und Kalifornien exportiert. Dort finden sie optimale Lebensbedingungen vor und liefern bis zu 2,5 Kilogramm Wolle pro Jahr.

Mohairwolle ist eine langhaarige Wollsorte.

Mohairwolle bzw. Mohairgarn mit Stricknadeln
Mohairwolle bzw. Mohairgarn mit Stricknadeln

Kaschmirwolle

Kaschmirwolle, auch Cashmere geschrieben, ist die edelste Wolle überhaupt. Sie stammt von der Kaschmirziege, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet der Himalaja und das Pamir-Gebirge ist. Ihr sehr feines Unterfell wird in der Regel nur ausgekämmt, nur in Europa wird es geschoren.

Die Kaschmirziegen werden nur ausgekämmt und jede Kaschmirziege liefert pro Jahr nur ein paar Hundert Gramm Wolle, deswegen ist sie sehr teuer. In der Natur kommt die Ziege in den Farben grau, weiß, braun und schwarz vor. In Europa werden fast ausschließlich nur weiße Tiere gezüchtet, da sich diese Wolle am besten einfärben lässt.

Kaschmirziege im Winter
Kaschmirziege im Winter

Kamelhaarwolle

Bei der Kamelhaarwolle handelt es sich um eine tierische Naturfaser. Die Faser gewinnt man von einhöckrigen Kamelen (Dromedar) sowie zweihöckrigen Kamelen (Trampeltieren). Im Frühjahr geben die Tiere Ihre Wolle freiwillig her und werfen das feine, stark gekräuselte Haar büschelweise ab. Somit muss die Wolle nur noch aufgesammelt bzw. die losen Haarbüschel ausgekämmt werden.

Die meist begehrteste Wolle ist die der unter einjährigen Tiere. Die „Baby-Kamel-Wolle“ gilt als besonders wertvoll. Sie ist sehr fein, Hautverträglich und wirkt vorzüglich Wärmeregulierend. Zu den weiteren Eigenschaften der glänzenden Fasern zählt eine hohe Strapazierfähigkeit, ein geringes Gewicht und die Weichheit der Fasern.

Die Kamelhaarwolle wird nur in Naturfarbtönen angeboten, da Sie sich sehr schwer färben lässt. Ein weiterer Grund der gegen das Färben spricht ist, dass die natürlichen Eigenschaften voll erhalten bleiben sollen. Die natürlichen Farbtöne erstrecken sich von fast weiß (Baby-Kamel) bis zu rötlichen Brauntönen.

Die Kamelhaare haben eine Länge von etwa 25-130 mm (Flaumhaare) bzw. 100 mm. Pro Jahr beträgt der Wollertrag eine Tieres circa 5 kg.

Wenn es sich um Fasermischungen handelt, wird das Kamelhaar oft mit hochwertiger Schurwolle gemischt und ist dadurch preiswerter, wobei die natürlichen Eigenschaften der Kamelhaarfaser erhalten bleiben.

Die Kamelhaarwolle wird besonders gern verwendet für die Herstellung von Mänteln, Jacken, Decken und Schals, sowie für Füllungen von Steppdecken. Ebenso eignet sich die Kamelhaarwolle hervorragend zum verspinnen.

Kamele in der Wüste Marokkos
Kamele in der Wüste Marokkos

Seide

Seide ist eine der ältesten und exklusivsten textilen Fasern. Die Maulbeerseide ist dabei die qualitativ beste und wertvollste Naturseide. Sie wird aus dem Kokonfaden der Seidenspinnerraupe gewonnen. Die Länge des einzelnen Fadens beträgt bis zu 700m. Mehrere dieser Fäden werden im Verlaufe des Verarbeitungsprozesses gezwirnt, aufgestrickt und gefärbt. Das fertige Garn ist ein wunderbares Naturprodukt, welches durch seinen Glanz und die Weichheit eine Ausnahmestellung unter den textilen Materialien geniesst. Die Seidenspinnerraupen ernähren sich fast ausschliesslich von den Blättern des Maulbeerbaumes, welcher der Seide ihren Namen verleiht. Seide ist empfindlich. Zur Reinigung empfiehlt sich die Pflege mit einem speziellen Seidenshampoo.

Wollarten pflanzlicher Herkunft

Neben Wollarten tierischer und synthetischer Herkunft, sind auch rein pflanzliche Wollsorten gebräuchlich. Als die bekannteste pflanzliche Wollart kann sicherlich Baumwolle gelten.

Bambus

Strickfasern aus Bambusfasern zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie sich für kühle, atmungsaktive und leichte Strickstücke eignen. Babusfasern sind glatt, anschmiegsam, weich fallend und luftig. Da es nicht flust und sehr weich ist, eignet es sich hervorragend für Babys und Menschen mit empfindlicher Haut.

Bambuswolle wird in verschiedenen Mischungsverhältnissen angeboten und ist sowohl als reine Bambuswolle als auch als Mischung mit anderen Wollarten erhältlich.

Baumwolle

Strickfasern aus Baumwolle ist atmungsaktiv und kühlend. Sie eignet sich darum besonders für Sommerbekleidung oder aber auch für Accessoires (Topflappen, Waschlappen u. ä.). Sie ist relativ günstig und kann auch bei hohen Temperaturen gewaschen werden. Baumwollgarne können veredelt werden (Merzerisation und Gasieren).

Baumwolle
Baumwollfeld

Leinen

Leinengarne sind äußerst feuchtigkeits- und temperaturausgleichend, wie auch luftdurchlässig, so dass sie sich hervorragend für Sommerbekleidung und -accessoirs (Tücher etc.) eignen.

Synthetische Wollsorten

Neben den natürlichen Wollarten aus tierischer oder pflanzlicher Herkunft, gibt es aus synthetisch hergestellte Garn- bzw. Wollsorten.

Acrylwolle

Acryl ist eine chemisch hergestellte Faser, die hauptsächlich für industriell gefertigte Strickwaren wie Pullover, Jacken, Strümpfe oder Trainingsanzüge verwendet wird. Die Wolle, eigentlich Strickfasern, aus Acryl werden in der Regel preiswert hergestellt und dementsprechend sehr günstig angeboten.

Acryl fühlt sich sehr weich an und erinnert an Wolle. Kleidungsstücke aus Acrylwolle sind sehr temperaturempfindlich und sollte daher maximal bei 30 Grad gewaschen werden. Acrylwolle sollte wegen ihrem „Plastikgefühl“ nicht unmittelbar auf der Haut getragen werden. Daher eignet sich Acrylwolle am besten zum Stricken oder Häkeln von Accessoires und Dekorelementen sowie zum Basteln.

Nylon, Polyester etc.

Nylon- und Polyesterfasern findet man meist als Bestandteil anderer Wollsorten, denn es macht sie stärker und elastischer. Es ist oft als Gemisch in Sockengarnen enthalten um die Strapazierfähigkeit zu erhöhen.

Gemischte Wollsorten

Neben den "reinen" Wollsorten, ist auch gemischte Wolle in einer großen Auswahl erhältlich. Diese Wolle enthält sowohl Anteile von synthetischen Stoffen, als auch von natürlichen. Die positiven Eigenschaften werden so kombiniert, dass die Vorteile von beiden Seiten ausgenutzt werden können. So kann sich die Mischwolle weich anfühlen und trotzdem stabil und wasserabweisend sein.

Mischwolle bietet meist ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, wenn man schöne und langlebige Sachen herstellen möchte.

Wollsorten

Gibt es spezielle Wolle für Stricken oder für Häkeln?

Die Hersteller unterscheiden zwar oft zwischen Strickwolle und Häkelgarn und benennen diese auch dementsprechend, aber man kann jede Wolle für Handarbeiten nehmen. Es ist also vollkommen egal, welche Wolle man verwendet.

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Das große Bellaine
Häkel- & Strick-Glossar

Im Glossar findest du Erklärungen für die wichtigsten Begriffe des Häkelns und Strickens.